Marienberg Benediktinerstift, Vinschgau

Kloster Marienberg und seine 365 Fenster Wie Fenster und Türen in einem historischen Kontext wirkungsvoll restauriert werden können, darüber fachsimpelten Prior Pater Philipp von Marienberg und Fenster-Restaurator Josef Moser mit überzeugenden Ergebnissen.

Prior Pater Philipp von Marienberg und Fenster-Restaurator Josef Moser

Laas – Burgeis. Europas höchstgelegene  (1340 m.ü.d.M.) Benediktinerabtei Marienberg prägt mit seiner imposanten Gestalt nicht nur das visuelle Erscheinungsbild des oberen Vinschgaus, sondern seit Jahrhunderten die kulturelle und geistige Entwicklung weit über das Tal hinaus.

Letzthin standen allerdings nicht der religiöse und kulturelle Aspekt des Klosters im Mittelpunkt, sondern seine Fenster. Als der Fensterfachmann Josef Moser vom gleichnamigen Tischlereibetrieb aus Laas von der Führungsebene des Klosters die Anfrage erhielt, sich Bestand und Zustand der Fenster im Südtrakt des Klosters anzusehen, erschrak er im ersten Moment. Zu gut war ihm das Bild der imposanten, weiß getünchten Fassade des festungsartigen Baus mit seinen unzähligen Fenstern vor Augen. Und er erinnerte sich an die Anekdote, dass im Kloster 365 Fenster verbaut seien. Prior Pater Phlipp zum Sachverhalt befragt, gab dieser zu bedenken, dass er es auch nicht genau wisse. Als schließlich die klösterliche Raumpflegerin damit beauftragt wurde, bei ihrer nächsten Fensterreinigung die Fenster zu zählen, meinte diese höflich aber bestimmt, ob sie noch ganz dicht seien. Wen sie nun damit meinte, bleibt dahingestellt.

Die wirkliche Anzahl der Fenster bleibt weiterhin ein Geheimnis, aber das Fensterproblem mit denen der Laaser Unternehmer beauftragt wurde, konnte gelöst werden. Nach einem Lokalaugenschein im Kloster konnte der in Fulda (Deutschland) zum Fenster-Restaurator ausgebildete Tischlermeister Josef Moser Entwarnung geben. Die aus der Nachkriegszeit stammenden Wagnerfenster sind noch in einem guten Zustand und konnten damit erhalten werden. Das damals verwendete Fichtenholz war erste Wahl. Konstruktions- und Einauweise ließen keine Wünsche offen. Allein der Zahn der Zeit und die im Oberen Vinschgau oft rauhen Witterungseinflüsse haben an der Qualität der Fenster genagt. Josef Moser hat die Fenster nachgestellt und die Oberflächen erneuert. Dabei wurden die Holzoberflächen angeschliffen und mit kalt gepresstem Leinöl eingelassen. Um die Dichtigkeit der Fenster zu verbessern und dem scharfen Vinschgerwind Paroli zu bieten, wurden schließlich hochwertige Dichtungen eingefräst und verbaut. Selbst Abt Markus hat sich positiv über das in den Wintermonaten bereits bemerkbare angenehme Raumklima geäußert.

Bei seinem Fenster-Rundgang durch das Kloster ist  der Fensterfachmann zudem auf eine Rarität gestoßen. Er entdeckte im südlichen Flügel der Klosteranlage ein Kreuzstockfenster aus der Barockzeit. Es ist eines der ganz wenigen, die in Tirol noch vorhanden sind. Auch dieses Fenster wurde nach Absprache mit dem Abt und in Zusammenarbeit mit dem Haus- und Zimmerermeister Edwin Lechner, von der Firma Moser fachgerecht restauriert.

Leute Heute - Dolomiten Ausgabe v. 23.05.2014

Spannend erwies sich auch die Restaurierung des Tores zur südlichen Eingangshalle mit ihren historischen Torflügeln in Nussbaum.

Dabei kam es zu einer fruchtbaren Dialektik zwischen den zeitgenössischen Ideen des Architekten Werner Tscholl und den bewahrenden Ansichten des Fensterrestaurators, die schließlich vom Abt höchstselbst abgesegnet wurden.  Und weil seit 2013 neben dem Kloster – versuchsweise – der höchstgelegene Weinberg Italiens angelegt wurde, ist der Tischlermeister aus Laas mit der Restaurierung der Weinkellertür beauftragt worden. Wenn das kein gutes Omen ist!